Stadion Hoheluft - Victoria Hamburg
Unsere jährliche Männertagspartie zwang mich dazu bereits kurz nach 4 das Haus zu verlassen. Am Bahnhof die Mitfahrer eingesammelt und per Schiene erreicht wir zu fast nachschlafender Zeit die Elbmetropole. Am Lieblingsimbissstand dem "Senfladen" gab es Frühstück und wir zeigten uns solidarisch mit einer Gruppe Obdachloser, vermachten ihnen ein Bier. Das weckte sofort Begehrlichkeiten, was von uns jedoch schnell abgewiegelt wurde.Relativ schnell schlugen wir dann den Weg zur Reeperbahn ein. "Käpt´n Brass" gewährte uns Asyl für die nächsten Stunden. Die Gespräche über Betrug in Gastronomie und Auswege aus der Spielautomatensucht, füllten den Vormittag dem Anlass entsprechend. Sehr schön auch, dass Mutti der Bardame Frühstück vorbei brachte. Da geht die 10-Stunde-Schicht schon leichter über die Bühne.
Nach dem Abschied nahmen wir den schnellsten Weg Richtung Wasser. An einer Ecke standen eine Gruppe Schwarzafrikaner, die einen sehr handlungswilligen Eindruck machten. An der nächsten Brücke lagen etliche Obdachlose unter einem Treppenvorsprung. Über allem thronte die Elbphilharmonie. Hamburg auf jeden Fall auch eine Stadt der Kontraste.
Nach dem zweiten Küstennebel und dem obligatorischen Fischbrötchen an den Landungsbrücken, war es Zeit aufzubrechen. Hamburg-Eppendorf war das Ziel, genauer das Stadion Hoheluft. Sonst Heimspielstätte von Victoria Hamburg, sollte das Verbandspokalfinale hier ausgetragen werden. Favorit - Regionalligist Norderstedt - gegen Außenseiter - den Oberligaabsteiger Halstenbek Rellingen.
Drückend warm, waren wir froh noch einen Platz ganz oben auf der sehr edlen Tribüne zu ergattern. Auf dem Platz machten einige auch einen geschafften Eindruck. Das Spiel bot nicht viel. Erst als der Außenseiter in Führung ging wurde es spannend. Auch für uns, denn die Sympathien waren klar verteilt. Dirk Heyne lenkt die sportlichen Bemühungen der Norderstedter. Dirk ist im Ostteil der Republik sehr bekannt durch seine Engagements in Magdeburg und Leipzig. Auch nach dem Spiel gab er sich sehr offen. Direkt nach seiner Zigarette kam er aus dem Spielerbereich zu uns und konnte sich ein Lob abholen. Aber wofür überhaupt?
Norderstedt fiel nicht viel gegen die vielbeinige Abwehr aus Halstenbek und Rellingen, was ebenso wie der Gegner geographisch eigentlich in Schleswig-Holstein liegt. Der Strafraum wirkte wie ein Bannmeile.
Kleiner Nebenfakt: Norderstedt und HR (dabei denke ich an die Fernsehserie Person of Interest, ein absolutes Serienhighlight und in den ersten Staffeln spielt HR auch eine Hauptrolle...vielleicht dann doch zu Off Topic 😇 ) unterhalten/unterhielten? eine Kooperation, wonach ambitionierte Norderstedter zu HR verbrachten wurden und sich dort entwickeln konnten. Die Eintracht hatte in jeder Transferperiode ein Rückholrecht.
Nunja...kurz vor Ultimo dann ein langer Ball in die Bannmeile. Torwart und Stürmer gehen in der Gegend des Elfmeterpunktes zum Ball. Es kommt zum Zusammenstoß, der Schlussmann lässt den Ball fallen und ein nachrückender Spieler schiebt das runde Leder in die Maschen. Die nächsten Sekunden ein absolutes Spektakel. Alle warten auf die Freistoßentscheidung, diese bleibt aus. Der Referee deutet auf den Mittelpunkt und wird von Spielern des Oberligisten umzingelt. Aber keine Chance - das Spiel geht mit 1-1 in die Verlängerung.
Aus meiner Sicht eine harte Entscheidung des Schiedsrichters. Für mich aber vertretbar, denn der Torwart hat den Ball sicher, lässt ihn dann aber wieder aus den Pranken gleiten. Von Skandalpfiff, wie es eine regionale Zeitung titelte, bin ich ganz weit weg. Bin mir aber sicher das 8 von 10 diese Situation abpfeifen würden.
Nun also Verlängerung: Die kleine Gruppe HR-Unterstützer schon mehr als ungehalten, kommentierte jede Entscheidung des Unparteiischen hämisch. Wir stellten uns schon auf ein Elfmeterschießen ein, denn wieder passierte wenig. Und wieder hatte Norderstedt das bessere Ende. Ein abgefälschter Schuss fand den Weg ins Netz und brachte den Sieg.
Sichtlich mitgenommen hatte aus auch unseren Sympathieträger Dirk Heyne. Nach 2-3 Beruhigungsfluppen war kam er zu uns in den Zuschauerbereich und nahm Schulterklopfer gern entgegen. Das Selfie für die Erinnerungskiste war uns gewiss.
Nach Hause ging es für uns nach der Pokalübergabe noch nicht. In der Victoria-Klause verfolgten wir einige Spiele der Livekonferenz und anschließend ging es noch in die Eppendorfer Grillstube. Ingo stand leider nicht am Tresen und so kam dieses Erlebnis im völlig überfüllten Imbiss leider etwas zu kurz.
Bevor es zurück in die Heimat ging, wurde der "Senfladen" noch okkupiert. Und wer nach 3 Stunden Zugfahrt noch nicht genug hatte, kehrte in die Leipziger Kneipenszene ein. Ehe man sich versah, waren 24 Stunden Feiertag schon wieder um. Mir bleibt nur zu sagen, der erste Vatertag war ein Genuss - bis zum nächsten Mal.
PS: Und jetzt ist die Saison 2016/2017 auch endlich abgearbeitet.