Es war angerichtet, dass Auswärts-Highlight der dies
jährigen Saison stand an und jeder Fuballromantiker aus Dresden war heiß auf
diesen Ground, ist es doch schließlich unser erstes Aufeinandertreffen in einem
Pflichtspiel.
Wir trafen uns bereits früh in Frankfurt/Main (vorher ging
es noch an einem bekannten Frankfurter Drückerplatz vorbei) und mit ein paar
Bier im Gepäck ging es in Richtung Darmstadt. Bereits am Frankfurter
Hauptbahnhof zeigte sich dann aber ein Teil der Dresdner Fanszene im Niveautief
mit dem Ausruf „Ausländer raus, Deutschland den Deutschen“. Aber es waren ja
auch parallel Bundestagswahlen und da hat die AFD wohl doch nochmal ein paar
Wahlkämpfer auf die Straße geschickt. Aber genug der Politik, diese gehört
nicht ins Stadion oder zum Fußball. Die
Zugfahrt gestalte sich dann auch kurzweilig und lustig, so öffnete uns eine
ältere Frau, dass sie total aufgeregt sei und schon immer auf das Duell Darmstadt
gegen Dynamo gewartet hat. Sie löcherte uns dann noch etwas mit Fragen und wir
waren froh das sie nicht vor uns vor Freude einnässte.
In Darmstadt angekommen, ging es dann erstmal zu ein paar
ortsansässigen Lilien-Anhängern, welche am Vortag wohl eine recht gute Party
genossen. Denn die Augen waren doch recht zugequollen und so verwunderte es
nicht, dass ihr Alkoholdurst noch etwas gehemmt war. Anders der geneigte
Assiossi, welcher sich früh schon Bier und Schnaps in die Birne lotste. Als
dann auch der letzten Lilienpflücker am Treff angekommen war, ging es für uns
in Richtung Stadion. Auf den Weg dorthin stellte ich schon fest, dass das
Lilienpublikum schon recht eklig ist. Dies ist aber in keinster Weise positiv
gemeint, denn hier in Darmstadt konnte man miterleben, wie sich das Publikum
verändert, wenn der sportliche Aufstieg zu schnell von statten geht. Die Kunden
liefen fast alle in Trikots rum, wovon jedoch keines älter als 2015 war
und laberten über alles andere vor dem
Spiel, als über ihren Fußballverein. Wirke wie so ein Sonntagseventausflug,
weil es halt gerade In ist in Darmstadt. Ein lobendes Wort muss ich da mal an
die Darmstädter richten, welche ich kennlernen durfte, diese heben sich doch
positiv von dem Großteil der restlichen heimischen Szene ab.
Wir waren also pünktlich vor Anpfiff am legendären Bölle und
hatten somit noch genug Zeit uns diesen Ground anzuschauen. Man muss jedoch festhalten, dass durch die
Hintertorausbauten, ein gewisser Charme verloren geht. Die weiten alten Stehplatztraversen wurden
nämlich durch 0815 Stahlrohrsitzplatztribünen ersetzt. Ich weiß der SVD musste
das machen auf Grund von DFB-Auflagen, trotzdem wäre das alte Stadion noch
geiler gewesen. Aber im Endeffekt ist das Stadion immer noch eine Lecke, allein
wegen der großen Stehplatz-Gegengeraden, wo auch der Gästeblock untergebracht
ist. Auf unseren Stadionrundgang wurde uns auch nochmal das eklige
Erfolgspublikum bei Darmstadt vor Augen geführt, kaum Szeneklamotten und das
größte Problem war für die Heimfans, wie sie wohl ihr Bier und Fressen
Unfallfrei zu ihren Platz bekommen. Bezeichnend dafür war auch der Ultras
Darmstadt stand, wo zwar 8 Leute saßen, aber kaum Leute waren, welche sich für
das Zeug interessierten. Im Vergleich zu uns in Dresden ist das schon eine völlig
andere Welt.
Kurz vor Anpfiff nahmen wir dann auch unsere Sitzplätze ein,
wovon wir aus eine gute Sicht auf die Heimkurve, sowie auf den Gästeblock
hatten. Das Bölle war dann heute selbstverstädlich ausverkauft, was aber auch
so sein muss, wenn die Legende aus Elbflorenz sich die Ehre gibt.
Zum Einlaufen gab es dann im Gästeblock ein paar große
Schwenker und auf der Heimseite ein paar Spruchbänder, welche sich u.a. gegen
den DFB und der Spielerlaubnis für Chinas U20 in der Regionalliga richteten.
Das Spiel verlief dann auch nach Gästegeschmack, denn nachdem man in der
Anfangsphase doch ordentlich ins Schwimmen kam und Glück hatte das es nicht
frühzeitig 1:0 für die Lilien stand, kam man nach 15 Minuten besser ins Spiel.
Nach einer Ecke ging man sogar mit 1:0 durch Konrad in Führung, was den
Gästeblock explodieren ließ. Darmstadt konnte jedoch wenig später wieder
ausgleichen, was Dynamo aber nicht störte und nach einer erneuten
Standardsituation stellte Konrad erneut auf 2:1 für die Gäste aus Dresden. Was erneut zu einem perversen Jubel führte
und den Gästeblock ausrasten ließ. Mit dem Ergebnis ging es dann auch in die
Pause. Bis dato musste man leider auch festhalten, dass das Liedgut der
Heimfans meist äußerst lustlos und leise vorgetragen wurde. Es gab zwar
partielle Ausreißer nach oben, aber der Großteil blieb doch weit hinter den Erwartungen zurück,
aber was will man auch erwarten, wenn der größte Teil der Heimfans erst seit
2015 im Stadion ist. Ebenfalls muss noch dieses äußerst nervende trampeln,
während den Ecken, auf den Stahlrohrtribünen erwähnt werden. Auch nicht
unbeachtet soll unser dauerfilmender Staatsapparat sein, welcher den Gästeblock
ganzzeitlich filmte, wollten wohl wieder ein paar neue Videos für Youtube.
Die entscheidenden Gesichter bekamen sie dann aber auch
wieder nicht auf Film. Denn zu Beginn der zweiten Halbzeit nutzte ein Teil des
Gästeblocks umfunktionierte Schwenkfahnen als Blockfahne und vermummten sich
darunter. Und danach war natürlich allen klar, was folgen würde und der
Gästeblock wurde mit Hilfe von gelben und schwarzen Rauch vernebelt. Auf Grund
der Masse und der Intensität, sowie guten Windverhältnissen entstand auch eine
gute Nebelwand, was eine kurzzeitige Unterbrechung zur Folge hatte. Ein paar verblödete
Heimeventfans pfiffen zwar, aber am Ende sah es gut aus und es wurde auch bis
auf eine Ausnahme keine Pyro auf den Platz oder andere Blöcke geworfen. So muss
das sein. Die Dynamos waren auch befeuert durch die Pyroaktion und wehrten sich
erfolgreich gegen den Darmstädter-Sturmlauf. Als dann sogar Konrad mit
seinem 3. Tor für das 3:1 für Dynamo
sorgte, war die Sensation nahe. Auch der Gästeblock explodierte und haute vor
allem das „Ich hatte ein Traum“-Lied mit voller Lautstärke ins Darmstädter
Rund. Auch das militärisch angehauchte „Ostdeutschland“ gefiel nicht nur uns,
sondern auch Teilen des Darmstädter Publikums. Andere um uns herum hatten
jedoch mehr Schiss vor einer Invasion. Den Bericht zum Spiel würde ich hier
jetzt gerne Enden lassen, doch in den letzten 6 Minuten schlugen die Hausherren
dann nochmal mit viel Einsatzwillen 2x zu und sorgten dann damit doch noch für eine
Punkteteilung. Nun konnte man auch mal das gesamte Heimpublikum vernehmen,
welche sich wohl bis dahin ausgeruht hatten, wenn sie denn überhaupt noch da
waren. Scheiße war´s, aber Dummheit wird bekanntlich bestraft.
Noch ein kurzes Wort zum Speiß, Trank. Geschmacklich war das
echt in Ordnung, sowohl die Rindswurst (bin ich echt ein Fan von) und auch das
Pfungstädter-Bier (endlich mal Alkohol Auswärts und nicht umsonst als bestes
Stadionbier ausgezeichnet). Einzig bei den Getränkepreisen von 4,-€ muss man
mal wieder Punkte in der B-Note abziehen, wie will der gemeine Ossi sich das
denn leisten können. Eine Anekdote ist auch noch ein Darmstädter wert, der sich
lauthals darüber aufregte das so viele Dynamos im Heimblock sind und er doch
der Meinung war, dass das die Darmstädter auch selber hätten füllen können.
Daraufhin wurde er von mehreren Dresdnern aufgezogen und als er die große
Klappe hatte, wurde ihm in Dresdner-Manier ein Satz warme Ohren versprochen,
wenn er die denn unbedingt haben wollte. Er entschied sich leider fürs klappen
halten und gegen die warmen Ohren. War ja aber auch gutes Wetter.
Nach dem Spiel wurden dann noch etwas Zeit mit den
Darmstädtern-Bekannten verbracht und auch das ein oder andere Bier, sowie Äppelwoi
wurde sich noch zu Gemüte geführt.
Danach ging es wieder mit dem Bus in Richtung Bahnhof. Dort hatte uns dann die
Bullerei nochmal auf dem Radar, wollten sie doch (un-)gerechterweise einen
erhobenen Mittelfinger in ihre Richtung erspäht haben. Nach der
Personalienaufnahme bemerkte dann die Bullendame, welche wohl den vermeidlichen
Vorfall beobachtet hat, dass sie doch nicht schreiben konnte und so wurde von
einer Anzeige wegen Beleidigung abgesehen. Man wünschte uns noch eine gute
Reise und für uns ging es über Frankfurt wieder gen Heimat.
Ein besonderer Dank geht auch heute wieder an die netten Damen
aus Darmstadt, welche sich spontan für ein Fotoshooting zu Verfügung stellten. Freiheit
für die Wale!
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