Mittwoch, 29. Juni 2016

14.06.2016 Portugal - Island 1:1

Endlich mal ausschlafen, denn anders als bei den vorhergehenden Tagen hatte man diesmal keinen Zeitdruck. Unser Ziel war heute das Spiel in Saint Etienne zwischen Portugal und Island und am Anfang des Tages hatten wohl alle ein einseitiges Spiel erwartet. Doch diese Vermutung sollte sich heute nicht bestätigen.


Wir machten uns also heute kurz nach 12 Uhr auf den Weg nach St. Etienne, da die Fahrt nur ca. 1/2h von unserer Unterkunft aus Lyon aus dauerte. Abgeparkt wurde kostenneutral (so etwas gibt es auch in Frankreich) im Zentrum der Stadt und dann ging es erstmal via Fuß in die Innenstadt auf den Markt. Der Fußmarsch schlauchte schon ganz schön und ich litt so langsam an Unterhopfung, mein Ziel war also klar. Als wir den sehr ansehnlichen Markt in St. Etienne erreicht hatten, tummelten sich dort schon wenige Portugal-Fans, aber eine Unmenge an Isländern. Diese sangen auch schon das ein oder andere Volksliedchen und übten sich ebenfalls im ausuferten Bier saufen.  Peinlich auch hier wieder einige Deutschlandfans, welche nicht nur im Trikot (inkl. McDonalds Kapitänsbinde) auffielen, sondern auch noch durch peinliche Gesänge. Wo waren da nur die Russen?


Wir fanden nach einigen Fotos auch eine Lokalität, die leider „nur“ noch Getränke servierten, was einigen meiner Mitstreiter sauer aufstieß (in Frankreich ist es in einigen Lokalen so, das zw. 14 bis 19 Uhr die Küche geschlossen ist). D.h. nun das wir nicht noch ein zweites Bier dort trinken konnten und so zogen wir über den Markt um noch eine Lokalität zu finden, welche die Kauleiste verwöhnen würde. Nach ein paar Misserfolgen fanden wir eine, wo uns versprochen wurde, dass es was zu essen gibt, es aber ein paar Minuten dauern würde. Also ziemlich rasch Bier bestellt, welches auch recht schnell kam und auf mundete. Doch dann sollte die Essensodyssee weiter gehen, denn erst nach 15 Minuten erhielt man die Speisekarte und alle am Tisch fanden relativ schnell etwas für die Kauleiste. Doch als man bestellen wollte, wurde man von den Kellnern immer wieder vertröstet. Nach 45 Minuten ohne Bestellung von Essen und der Info das die Küche geschlossen sei (so hat es zu min. der Mitfahrer mit beschränkten französisch Kenntnissen verstanden), fühlte man sich genug verarscht und es wurde erfolgreich die Zeche geprellt und es ging weiter.


 Ein Teil der Reisegruppe stand vor der Explosion (mir war es egal, Hauptsache Bier), doch dann fand sich doch noch eine Kneipe, welche zwar nur noch 4 Gerichte anbot, aber das war besser als Nichts. In der Kneipe wurde sich dann die Zeit vertan, es gab 4x Burger und eine große Anzahl an Bier, welche von Bestellung zu Bestellung immer besser schmecken sollte. Außerdem kam ich mit einem einheimischen ins Gespräch, welcher seinen Tag damit verbachte in der Kneipe rumzulungern, weil seine Tochter in dieser arbeitet. Außerdem war er für Portugal, da er irgendwelche Verwandte hatte, komischer Kautz, war aber witzig. Noch witziger waren aber die Bekanntschaften, welche man auf dem Weg zum Klo traf. Denn da das Restaurant nur eine Toilette hatte (Unisextoilette), bildete sich davor immer wieder lange Schlangen. Ich persönlich hatte 3 Typen, darunter einen Deutschen aus Karlsruhe, welcher sich schon extrem ein drittes Ei freute auf Dynamo in der 2.Liga. Außerdem noch einen Isländer der die erste Strophe der deutschen Nationalhymne (ja die die nicht gesungen wird) fehlerfrei aufsagen konnte und dann noch einen Engländer aus Liverpool, welcher begeistert von meiner Dynamo-Trainingsjacke war.


Nun genug vom Vorgeplänkel. Es ging am Auto vorbei (noch jeder ein paar Bier gedonnert) und ab zum Stadion. Dieses ist in meinen Augen das schönste von den Dreien (Nizza, Lyon, St. Etienne), welche wir gesehen haben. Denn es ist noch relativ Oldschool, 4 große Tribünen rings um das Stadion und die Bude liegt halt auch noch mitten in der Stadt. Es ist einfach ein ganz einfaches Stadion, die Sitze sind noch auf die Betonstufen geschraubt und auch auf den Männerklo’s gab es noch die gute alte Pissrinne.


Wir hatten leider Plätze auf der portugiesischen Seite, hatten dadurch aber einen super Blick auf die isländischen Supporter, welche im Stadion leicht in Überzahl waren, was wohl auch dann den vielen solidarischen Fans aus anderen Ländern lag. Diese hatten auch klar die Stimmengewalt im Stadion und ließen die Portugiesen schlecht aussehen. Tolle Lieder, gute Mitmachquote und vor allem das „Hu“ mit Armen die wie Ruderschläge auf einen Schiff im Takt klatschten, wussten zu gefallen.  Das erinnerte etwas an Hansa Rostocks „Ahu“, wer da wohl von wem geklaut hat?


Nun zum Spiel. Portugal war wie zu erwarten spielbestimmend und ging auch nicht unverdient durch Nani in Führung. Die Isländer waren jedoch besser als gedacht und so kam es immer wieder zu kleineren Chancen für die Jungs von der Insel. Portugal natürlich immer wieder gefährlich, vor allem die Offensive um Nani und den Homo namens Christina Ronaldo machten betrieb. Sie starben jedoch mitunter in Schönheit und so blieb das Spiel weiter spannend. Noch besser wurde es als die Wikinger aus Island zum 1:1 einnetzten und somit einen perversen Torjubel im gesamten Stadion auslösten (ausgenommen die portugiesischen Fans). Kurz vor Schluss dann nochmal die Chance für Island sogar das komplette Wunder zu schaffen, jedoch wurde die Chancen vertan. Am Ende musste sogar nochmal gezittert werden, denn CR-Homo-7 bekam nochmal 2 Freistöße direkt vorm isländischen Tor aus einer sogenannten guten Situation. Dieser vergab aber kläglich und das Spiel endete verdient mit 1:1. Die Isländer schön am Feiern und auch in unserer Reisegruppe haben sie 3 von 4 Personen überzeugt und damit als Sympathisanten für die restlichen EM gewonnen.


Wir verließen dann nach einer Weile das Stadion und es ging zurück mit dem Bier in der Hand und dem Bleifuß auf dem Pedal in die Unterkunft nach Lyon.

Jetzt folgten erstmal ein paar ruhigere Tage, ehe es mit England – Slowakei zum Abschluss unserer Reise kommen sollte…

Sonntag, 26. Juni 2016

13.06.2016 Belgien - Italien 0:2

Nachdem man sich am Vortag einen relativ müden Kick ansah, stand am folgenden Sonntag das wohl sportlich hochwerteste Duell auf dem Programm.

Nach einem leckeren Baguette aus der Boulangerie verließen wir Nizza gegen 10:00 Uhr,  um die nun ca. 450km bis Lyon zu bewältigen. Das Wetter war wieder top und so konnte man sich auf der Abreise nochmal von der Straße aus die Stadt Nizza genießen. Das war sicherlich nicht der letzte Besuch hier.

Auf der Mautautobahn ging es dann an Cannes, St.Tropez und Marseille vorbei in Richtung Lyon. Die weibliche Mitfahrerblase zwang einen dann zum ersten Zwischenstop, wo man sich mal genauer das ein oder andere französische Gefährt ansah, vor allem das was neben einem stand.  War man bis dato schon gewohnt, dass jede Karre den einen oder anderen Kratzer sowie Beule hatte, übertrumpfte dieses Gefährt samt Insassen alles. Denn das Auto hatte nicht eine gesunde Seite mehr und war übersät mit Kratzen, Monsterbeulen und hängenden Karosserieteilen, aber als man dann die Fahrerin sah, war einem auch klar warum. Diese hatte wohl jede Gesundheitshilfe die es gab, Rückenstabilisator, Halskrause, Krücke usw., wahrscheinlich hat sie jede Beule im Auto live miterlebt.

Nach diesem Exkurs in die französische Autocrash-Szene ging es für uns weiterhin Unfallfrei weiter in Richtung Lyon und wir erreichten unsere Unterkunft ohne weitere Probleme. Diesmal ging es etwas feiner in ein B&B Hotel, was man dank frühzeitiger Buchung recht kostengünstig bezog. In diesem Hotel waren auch recht viele Deutsche, welche sich auch allesamt als diese zu erkennen gaben und sich später auch so im Stadion zeigten. In meinen Augen ist und bleibt es ein Unding, wenn man in einem deutschen Trikot zu einem Länderspiel fremder Nationen geht. Vor allem dann noch wenn jeder so eine dämliche McDonalds Kapitänsbinde um den Arm trägt. Aber ist meine persönliche Meinung.

Da das Spiel heute erst 21:00 Uhr stattfand, hatten wir vorher noch etwas Zeit. Wir hätten uns zwar gerne die Innenstadt von Lyon angesehen, jedoch mussten wir heute auf Grund der dezentralen Lage des Stadions, darauf verzichten. Daher gingen wir noch etwas essen, unser geplantes Lokal war leider im Umbau (gibt es wohl auch nur in Frankreich, dass man während der EM sein Lokal umbaut) und so ging es dann mal wieder zum Italiener. Dessen Koch hatte zwar schon Feierabend, jedoch gab es noch einige Speisen und alle Mitstreiter konnten zufrieden gestellt werden, außerdem konnte man nebenbei noch etwas Irland – Schweden sehen. Auf das Zeug was es im Stadion-Catering gab, hatte ohnehin keiner mehr Lust.


Als dann alle gesättigt waren, ging es weiter mit dem Pkw bis zur Expo in Lyon, wo der große Parkplatz für die Autofahrer war. Diesen durfte man für 8,-€ benutzen und ab dort ging es mit dem Bus bis zum Stadion. Anders als in Nizza wurde man diesmal auch direkt vor dem Stadion rausgeschmissen



Dieses liegt, wie schon beschrieben ein ganzes Stück außerhalb von Lyon, quasi mitten im Nichts. Desweiteren ist eines der größten Stadien in Frankreich und die Heimspielstätte von Olympic Lyon.



 Wir hatten erneut Karten im Hintertorbereich und saßen auf der Seite der italienischen Seite, was mein Tifosiherz natürlich höher schlagen ließ. Im Stadion waren aber insgesamt mehr belgische Schlachtenbummler, welche auch beim Support insgesamt lauter waren. Er war jedoch nicht sonderlich kreativ, wo man da den Punkt eher an die italinieschen Tifosis geben muss. Diese waren alle noch etwas Oldschool unterwegs, die Länderfahnen aus roten, grünen und weißen Bettlacken zusammengenäht oder einfach gleich nur weiße Stofffetzen bemalt. Alles halt noch etwas wie früher.


Nun aber zum Spiel. Dort ging Belgien als Favorit ins Spiel und versuchte auch gleich die Kontrolle zu übernehmen, jedoch verteidigten die Italiener klug und geschickt. Die Belgier waren letztlich nur durch einen Fernschuss gefährlich, welche aber Torwartlegende Gigi Buffon entschärfen konnte. Die Italiener ihrerseits versuchten nach Ballgewinn immer schnell in die Spitze zu kommen und in der 32 Minute gelang dies auch mit Erfolg. Nach einem Ballgewinn spielte Bonucci einen guten langen Ball unter dem der belgische Innenverteidiger durchtauchte und dahinter veredelte Giaccherini zum umjubelten 1:0 für die italienischen Tifosis. Das Ergebnis blieb dann auch bis zur Halbzeit.



In Halbzeit 2 versuchte weiterhin Belgien das Spiel zu machen, biss sich aber am italienischen Catenaccio die Zähne aus. Nur Lukaku hatte eine sogenannte 100prozentige Chance, hob diese jedoch am rechten Torpfosten vorbei. Als die belgische Elf dann hinten aufmachen musste, spielten Candreva und Pelle einen Konter wunderschön zu Ende. 2:0!!! Perverser Torjubel in der Tifosikurve und auch auf dem Feld, denn alle Wechselspieler und Betreuer liefen zum Torschützen und es bildete sich eine Jubeltraube als ob sie die EM gewonnen hätten.

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Nachdem Spiel ließ sich die Squadra Azzurra noch von ihren Tifosis feiern und wir verweilten auch noch etwas im Stadion. Bei der Abreise lief diesmal alles Problemlos und der Bus brachte uns zurück zum Expogelände, wo wir am Auto noch das eine oder andere Bier genossen, ehe zurück zur Unterkunft ging, welche wir gegen 0:45 wieder erreicht hatten. Dort ging es recht fix ins Neste, denn am nächsten Tag sollte es ja weiter gehen mit Fußball…