…endlich raus aus diesem EM-Wahnsinn und ab in den wohl
verdienten Urlaub. Dies dachten sich zu min. zum Teil meine 3 Mitstreiter. Wer
also auf den nächsten Abschnitten spannende Erlebnisberichte erwartet, der wird
zunächst enttäuscht werden, doch keine Angst auch in diesem Bericht wird es am
Ende noch um Fußball gehen (scrollt einfach ein Stück runter bis zu „Et boum,
c’est le choc!“)
Nachdem man sich also nach 3 Tagen am Stück den EM-Hype
hingab, ging es nun wieder von Lyon aus in Richtung Süden. Das erklärte Ziel
war Aigues-Mortes. Nie gehört? Wir bis dato auch nicht. Und wir richteten uns
eigentlich auch schon alle auf eine öde Urlauber-Hochburg ein, doch diese
Vermutung sollte sich nicht bestätigen.
Bereits als wir in den Ort einfuhren, stellte das geschulte
Touriauge fest, dass dies hier wohl nicht der billigste Wohnort in Frankreich
ist. Viele teure Autos und noch teurere Häuser. Aber nicht nur das fiel auf,
nein auch das der Ort voller Geschichte sein muss, stellten nicht nur die
Geschichtsleistungskursabiturienten in der Reisegruppe fest. Denn bei der
Einfahrt fiel einem sofort die große Stadtmauer inkl. Leucht- und Wachtürmen
auf, welche einen Teil der Stadt komplett umgab. So war also klar, dass man
sich hier wohl doch noch etwas auf die Spuren der Stadt geben würde. Babsi wäre
stolz.
Unsere Unterkunft lag wohl im Nobelviertel von
Aigues-Mortes, denn zu unserem Ferienhaus kamen wir nur durch ein Tor, welches
dieses und die Häuser der Nachbarn von unfreiwilligen Besuchern schützte. Da
aber der Torpin von unserem Vermieter nicht mehr so ganz aktuell war, mussten
wir noch draußen warten bis die ortsansässige Verwalterin sich endlich einfand.
Diese war zwar sehr nett, hatte aber ein Problem mit der Pünktlichkeit,
außerdem gestaltete sich die Kommunikation nicht ganz so einfach, da es bei ihr
nur mit Französisch ging und dieses war bei mir und meiner Begleiterin zwar
vorhanden, jedoch bei mir eher schlecht als recht und bei ihr auch nicht mehr
ganz taufrisch. Aber man fand sich und konnte alles klären.
Die Ferienwohnung war dann ein absoluter Traum, denn jedes
Grundstück hatte einen Wasserzugang. Sprich es war eine Art Hafen für die
Yachten der bessergestellten Erdbewohner inkl. Ferienhäuser. Vor allem viele
Tommy’s (Engländer) hatten hier eine Bude, wollen wohl alle mal Sonne sehen und
etwas für die Krebshaut tun. Unser Ferienhaus war auch etwas eleganter
eingerichtet, jedoch mussten wir die ersten 2 Tage ohne Live-EM auskommen, da
unser Vermieter es verpasst hatte seine TV + Telefonrechnung zu begleichen. So
verpassten wir leider das „Superspiel“ Polen gegen Schland, welch Drama dadurch
in der Reisegruppe und alle Nahe am Zusammenbruch. *hust*
Wir verbrachten also 5 entspannte Tage, wo ein Mitreisender
seinen Geburtstag feierte. So machte man den üblichen Touri Blödsinn wie eine
Bootstournier inkl. Camarquerinderbesichtigung, dann begaben wir uns auf die
historische Stadtmauer von Aigues-Mortes, welche einen Teil der Stadt komplett
umschloss. Man erfuhr dabei, dass in dieser Stadt früher mal einiges mehr los
war, denn von dort aus starteten mehre Kreuzzüge, es gab ein Massaker von den
Franzosen an die damals in der Stadt lebenden Italienern und auch der ein oder
andere Tote wurde in die Stadtmauer integriert. Eben jene Stadtmauer wurde auch
immer wieder modernisiert und den damaligen Kriegsgeräten angepasst. So hielt
die Stadt auch mehreren Belagerungen statt und fiel lediglich einmal, wo sie
aber durch einen Teil der eigenen Bevölkerung verraten wurde. Außerdem war die
Stadt früher wichtig für den Handel und lag vor einigen Jahren auch noch
wesentlich näher am Meer, daher auch der Leuchtturm. Aber wer wirklich etwas
über die Region und diese wirklich schöne Stadt wissen will, muss es wohl
selber mal erleben.
Aber nicht das ihr denkt, dass wir uns nur am Strand geaalt
haben. Dies haben wir freilich auch, aber einmal konnten wir uns auch zu einem
Tagesausflug nach Arles motivieren. Eine ebenfalls sehr schöne und interessante
Stadt, welche unter anderem das berühmte Cafe, welches van Gogh malte,
beheimatet. Außerdem gibt es dort einiges an historischen Gebäuden, sowie eine
Stierkampfarena. Der nächste Stierkampf war leider außerhalb unsere Reisezeit
und konnte somit nicht abgehakt werden. Wäre sicherlich interessant gewesen.
„Et boum,
c’est le choc!“
Aber auch die schönsten Tage enden irgendwann mal. Und so
hieß es am 20.06. ab nach Hause. Doch dieses sollte nicht direkt angesteuert
werden, denn es ging noch zum 3. Gruppenspieltag, wo auf uns die Partie England
– Slowakei wartete. Nachdem die Ferienwohnung erfolgreich verlassen wurde und
noch ein paar Bier als Proviant akquiriert wurde, ging es erneut nach St.
Etienne.
Die Fahrt verlief ohne weitere Probleme und nachdem die
Pinkelpause überstanden war, sollte es weiter gehen auf die letzten 150km. Die
ersten 10km liefen auch gut, doch plötzlich knatterte es ganz böse und das Auto
ratterte und stotterte nur noch. Also rechts ran und zur nächsten Parkbucht
gekämpft. Eine Weiterfahrt war nicht mehr möglich, denn wie sich später
herausstellte, erlitten wir einen Getriebeschaden. Also ADAC angerufen und alles in die Wege geleitet, so dass wir
recht schnell abgeschleppt wurden. Das Spiel rückte natürlich nun näher. Doch
noch hatten wir 6 1/2h bis zum Anpfiff. Da hatte ich aber nicht die Rechnung
mit der französischen Werkstatt gemacht. Denn erstmal war Mittagspause und es
passierte bis 14 Uhr gar nichts. Ehe wir dann mit ADAC und Werkstatt alles
geklärt hatten (inkl. Hände- und Füßekommunikation) war wieder eine Halbestunde
um und wir sollten auf die Diagnose warten. Diese war zwar recht schnell
gestellt, wurde jedoch mit großem Verzug erst weitergeleitet, so dass es dann
schon 16 Uhr war. Aber noch war ja alles machbar. Nun hieß es also ADAC anrufen und Ersatzwagen
klar machen. Das dauerte jedoch, da es in Frankreich anscheinend nur Kleinwagen
gibt und das für 4 Leute mit Gepäck doch recht eng wird. Als es aber schon
aussichtslos schien, gaben wir uns doch mit einem Kleinwagen zufrieden und
ließen dann Teile des Gepäcks (darunter auch Bier) zurück. Ehe wir diesen aber
hatten, war es schon 19:00 Uhr und wir waren mitten im Nirgendwo. Also ging es
mit durchgedrücktem Bleifuß weiter in Richtung St. Etienne.
Knapp 15 Minuten vor Anpfiff erreichten wir dann St.
Etienne. Die Parkplatzsuche musste etwas alternativ gestaltet werden, da man ja
nicht mehr viel Zeit bis zum Anpfiff hatte. Ein Teil der Reisegruppe hatte auch
noch Hunger und musste sich natürlich wieder den Fressstand vor dem Stadion
aussuchen, wo es am längsten dauerte (dafür war das Essen um Längen besser als
im Stadion, ich erinnere nur an Schlapperbaguette, Wackelpommes und
Trockenfleisch).
Kurz vor dem Stadion gab es dann noch mein persönliches
Highlight. Denn ein gut angetrunkener Engländer war schon schwer zu Fuß und
auch nicht mehr ganz Herr seiner Sinne und seines Körpers. Denn ihm ging es so
schlecht, dass er einen französischen Bullen direkt vor die Füße kotzte. Dieser
lachte kurz, als der Engländer sich dann aber auch noch vor ihm lang machte,
war es ihm dann zu fiel. So kniete er sich auf ihn und lies ihn in alle Ruhe
weiter kotzen. Hätte das Schauspiel gerne noch weiter beobachten, aber wir
mussten rein ins Stadion, denn der Anpfiff war schon ertönt und von drinnen
drangen die Englischen-Schlachtrufe nach außen.
Im Stadion hatten wir dann heute die englische Kurve
erwischt, aber eigentlich war das ganze Stadion in englischer Hand, außer der
kleinen slowakischen Ecke. Diese war heute zu min. auf unseren Plätzen gar
nicht zu vernehmen. Lediglich optisch fielen sie durch eine Blockfahne auf,
sonst war aber weiter nichts.
Nichts war auch das was auf dem Feld geboten wurde. Die
Engländer mit gefühlten 80% Ballbesitz, als es jedoch in den torgefährlichen
Raum gehen sollte, hatten sie keine Ideen mehr. Auch der eingewechselte und von
den englischen Fans geforderte Rooney fiel nur durch Ballverluste auf. Joe Hart
hielt diesmal auch alles was auf’s Tor kam, so dass der Slapstickpunkt leider
auch nicht vergeben werden konnte. Allerdings machten die Slowaken auch nicht
fiel. Bestes Beispiel war in der zweiten Halbzeit ein Freistoß auf
Mittellinienhöhe. Dieser wurde direkt aufs Tor geschossen, ging aber auch nicht
anders, denn der Freistoßschütze war der offensivste Spieler, der Rest stand
alles in der eigenen Hälfte. So verwunderte es nicht das es am Ende beim 0:0
blieb, was aber beiden zum weiterkommen reichte. In der nächsten Runde war aber
für beide Teams Schluss, während die Slowakei nicht unerwartet gegen
Deutschland scheiterte, blamierten sich die Engländer und vor allem auch wieder
Joe Hart gegen Island.
Nicht blamiert hatten sich allerdings die englischen Supporter.
Erstens wurde endlich mal das Spiel die ganze Zeit über im Stehen verbracht und
auch der Support war erste Sahne. Nicht nur „god save the queen!“, nein auch
die anderen Lieder, wie „don’t take me home“ oder „Jamie Vardy having party“
gingen gut rein und ließen mich zu min. an dem Tag zum Englandfan werden.
Als das Spiel dann aus war, ging es für uns raus und ab zur
letzten Unterkunft. Diese war etwas spartanisch eingerichtet, aber wir waren
ohnehin alle tot müde. Eine kurze Überraschung gab es aber dann doch noch. Denn
vor unserer Unterkunft standen mehre Bullen, doch es stellte sich heraus, dass
das englische Teamhotel direkt gegenüber war und dieses natürlich vor Groupies
geschützt werden musste.
Am nächsten Tag ging es dann nach vielen ereignisreichen
Tagen über Frankfurt/Main wieder zurück nach Leipzig.
Urlaubsfazit: EM-Urlaub war doch tatsächlich mal eine
willkommene Abwechslung, vor allem die „kleinen“ Nationen, wie Island und
Nordirland wussten zu gefallen. Aber jetzt ist wieder Zeit für richtigen
Fußball.
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