Freitag, 20. Oktober 2017

23.09.2017 SV 1863 Dölzig - 1.FC Lokomotive Leipzig II 1-1

2. Kreisklasse Leipzig, Staffel 1 (11.Liga) - 24 Zuschauer (11 Gäste)



Amateurfussball am Samstagnachmittag. Während andere auf dem Sofa eine Selbstbeweihräucherung bei wertlosen Bundesligaspielen betreiben, zog es mich wieder raus, um Basisarbeit zu leisten. Das Spitzenspiel in der untersten Liga des FVSL lockte. Die ambitionierte Mannschaft des 1.FC Lokomotive Leipzig, frisch transformiert von 3. zu 2., wollte beim stärksten Heimteam unbedingt was mitnehmen, um die Tabellenführung zu verteidigen.




Der Sportplatz im nordsächsischen Dölzig zeichnet sich nicht durch viel aus. Er ist ausbautenlos, lediglich ein paar Bänke laden zum Verweilen ein. Was optisch allerdings richtig klasse aussieht, ist der Deich des Elster-Saale-Kanals, der sich parallel zur Seitenauslinie auftürmt. Wer gute Augen hat, kann auch von dort oben eine Partie verfolgen (2).



Der Schiedsrichter hatte, wohl aus privaten Gründen, bereits weit vor dem eigentlichen Anpfiff das Spiel freigegeben. So verpasste ich die ersten Minuten, das allerdings halb so schlimm, denn es ging torlos in die Pause. Auffällig der Regisseur von Dölzig, da dieser ständig versuchte seine Gegenspieler lächerlich zu machen. Dabei kamen diverse Lupfer, Hackenrafinessen und Beinschüsse zum Einsatz. Richtig konsequent spielte Dölzig allerdings nicht und so konnte die optische Überlegenheit nicht in Tore umgemünzt werden.



Nach dem der Sportplatz kostenneutral betreten werden konnte (5), ging es in der Pause zum kulinarischen Teil über. Dabei stolperte ich im Vereinslokal in eine Feier der örtlichen Feuerwehr rein. Am aufgebauten Buffet wollte ich mich nicht bedienen, das überlassen ich anderen, also nur schnell etwas Flüssiges. Für 2,60 € gab es ein Frischgezapftes, der Geschmack war jedoch sehr ausbaufähig, nach Nachfrage entpuppte sich das Kaltgetränk als Ur-Krostitzer, was das Defizit an Geschmack hinreichend erläuterte (2).



Der zweite Teil des Punktspiels konnte beginnen, der Standpunkt wurde etwas Richtung Mittellinie verlagert. Für akustische Untermalung sorgte nun ein im (West-)Leipziger Breitensport sehr bekannter Zeitgenosse. Ein stummer Mann im mittleren Alter kommentierte alle strittigen Szenen mit eindeutiger Gestik und summenden Geräuschen.


Die Hausherren standen nun viel defensiver, es wurde auf Konter gesetzt, aber die Pässe auf die schnellen und trickreichen Stürmer kamen viel zu ungenau. Teilweise hat der Club von 1863 eine bemerkenswerte taktische Aufstellung. Das Mittelfeld wurde freigelassen und Dölzig agierte in der klassischen 8-2-Formation. Konditionelle Defizite waren auf beiden Seiten deutlich. Die größten der Welt machten das aber mit einer beeindruckenden Körperlichkeit wett und agierten dabei nicht einmal unfair.



In der Schlussphase kam dann doch mal ein Pass durch und der Konter wurde diesmal clever verwertet. Und so lag Lok urplötzlich hinten. In der letzten Aktion gingen alle Probstheidaer nochmal mit nach vorn. Der Ball schwebt ein und ein Blau-gelber köpft den Ball zwischen die 3 Metallstreben. Dieser Schlusspunkt brachten der verdienten Punkteteilung noch etwas Dramatik und schloss 2 unterschiedliche Halbzeiten gekonnt ab (3).


Der erwähnte Zuschauer war nicht einverstanden, deutete mehrfach an, dass die Zeit bereits längst ausgereizt war. Der Schiedsrichter ließ da natürlich nicht mit sich reden und so glich er den verfrühten Anpfiff mit etwas mehr Spielzeit aus.



Erwähnenswert noch ein sympathischen Pärchen mit Anhängerschaft zu Lok´s zweiter Mannschaft. Da das Verhalten ihres Sprösslings negativ auf die biergefilterte Wahrnehmung prallte, wurde kurzer Hand Schweigermutti aktiviert, die eine Überraschungsübernachtung des Lieblingsenkels gewann. Die Erziehungsberechtigten wollten die freigewordene Zeit lieber für eine Trainingseinheit in der Disziplin Einkommenszuwachs durch Reprodukton nutzen.


Mit 12 Punkten fällt dieser Besuch in der Wertung eher bescheiden aus. Allerdings war es wieder ein Paradebeispiel, das Amateurfussball, egal in welcher Region, immer für Unterhaltung sorgt. Ein Besuch im Schkeuditzer Stadtteil Dölzig ist also wärmstens zu empfehlen.

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