Freitag, 9. Oktober 2015

03.10.2015 Hallescher FC - BSG Wismut Aue 1-0


Der 03.10. stellt in Deutschland einen einheitlichen Feiertag dar und so ist es Tradition an diesem Tag Jahr ein, Jahr aus, kulturelle Feinheiten zu schnuppern. Der Tag begann perfekt, vom Frühstückstisch wurde direkt die Fahrgelegenheit geentert.

Bei lauschigen Klängen der Rundfunkredaktion des Mitteldeutschen Rundfunks fuhren wir zügig in die größte Stadt Sachsen-Anhalts. Bei der Anfahrt unseres Zielpunktes gab es leichte Orientierungsprobleme. Zu sehenswert war die Perle im Süden des Bundeslandes. Da wurde die Straße teilweise zur Nebensache.


Das Verpassen der Ausfahrt genügte uns dann aber auch zum Vorteil, so konnte in Stadtteil Neustadt die sehenswerte Umsetzung des sozialistischen Wohnungsbaus besichtigt werden. Als dann der Wagen abgestellt war, konnten die letzten Meter zu Fuß absolviert werden. An wunderschönen Häuschen vorbei erreichten wir den Markt, wo die Marktkirche imposant den Platz beherrschte. In unserer Funktion als Botschafter Sachsens ging es aber weiter zu einer deutsch-deutschen Gesprächsrunde.


Durch unseren Gästegeber aus dem Norden wurden edle Getreidesäfte aus der Region dargereicht, was den Kulturaustausch voranbrachte und die Zeit wie im Fluge vergehen ließ. Einzig die Absenz der Schokoladenspezialität "Halloren-Kugeln" trübte die Vorfreude ein Wenig.

Nichtdestotrotz machte man sich auf dem Weg zu einem Denkmal der hallensischen Sportgeschichte, dem Kurt-Wabbel-Stadion. Dort hin gelangten wir mit der Stadtbahn und einigen frohgelaunten Anhänger des ehemaligen HFC Chemie.

Nach Ausstieg aus der Stadtbahn wählten wir den städtebaulich interessanten Weg an einer oberirdischen Fernwärmeleitung. Dabei wurde entschieden auf dem Rückweg eine andere Route zu wählen, zu groß war die Lust noch mehr von der Stadt kennenzulernen.

Um das KWS zu betreten schlossen wir uns einer erzgebirgischen Gesangsgruppe an. Bisher war uns nicht bekannt, dass es auch in diesem Bereich Neid und Missgunst gibt, so waren wir überrascht, dass vor dem Auftritt 30-40 Personen eine Sabotage versuchten. Bevor es zu Geschädigten auf beiden Seiten kommen konnte, schritt jedoch der Besitzer des staatlichen Gewaltmonopols ein.

Nach einem Plausch mit misslaunigen Kartenabreissern ging es dann hinein in das Objekt der Begierde. Gelinde gesagt war die Enttäuschung riesig. Erwartet wurde eine Bau aus dem Jahre 1936, man erhielt wenig Innovatives aus dem Jahr 2011. Anstatt auf den eines kommunistischen Gewerkschaftsfunktionärs hörte das Gebilde auf den Namen der benachbarten Fernwärmeleitung. Für die Interessierten gibt es das alte Stadion hervorragend in Vogelperspektive bei den Freunden von google.maps präsentiert.

Das einzige Überbleibsel des alten Stadions ist die Außenmauer des Geländes, welche uns bis zum Einnehmen der Plätze Aufenthalt gewährte. Kulinarisch ist das Speisenangebot eindeutig zu loben. Serviert wurde eine Spirelli-Wurstgulasch-Pfanne, die geschmacklich ihres gleichen sucht. Aus Anekdoten weiß ich, dass es sowas in einem Städtchen im Erzgebirge auch mal gegeben haben soll, die Wenigsten werden sich daran noch erinnern. In Halle an der Saale wurde eine hervorragende Dienstleistung geboten, Sonderwünsche erfüllt und preislich auf einem akzeptablen Niveau.

Im Veranstaltungsbereich ist anzumerken, dass wohl einige Platzkarten doppelt vergeben wurden, anders ist das Gedränge nicht zu erklären. Die erzgebirgische Gesangstruppe hatte einen durchschnittlichen Auftritt zu verzeichnen. Zu Beginn noch stark motiviert, trällerte man zum Ende nur noch mit gebremsten Schaum. Den Widerpart bildete eine Gruppe rot-weiß gekleideter Sangesknaben. Auf Grund unseres Standpunktes waren diese nicht allzu gut zu hören, wenn dann aber in ordentlicher Lautstärke.

Anzumerken ist, dass die rot-weißen noch lauter sein könnten, sich aber selber schwächten, denn die Jungs mit den stärksten Stimmbändern hielten sich am Sammelort der Erzgebirger auf. Tragisch das innerhalb des Hallenser Chors einige Plätze leer blieben, auf Grund des Ablebens von wichtigen Mitgliedern der Fankurve. Allerdings wurde diesen ein Ehre erwiesen und eine Gedenkbanderole präsentiert. Dies scheint in Halle langsam eine traurige Regelmäßigkeit zu werden. Nach dem Gedenken kamen dann unterstützende Materialien zum Vorschein, welche das Flair der alten Tage übermittelten.

Nach dem Spiel gingen wir enttäuscht von dannen. Ein Bus fuhr auf malerischen Passagen quer durch die Hallorenstadt und erreichte nach etlichen Minuten den Hauptbahnhof. Als Begrüßungskommando wartete dort schon eine Gruppe junger Männer, welche mittels lichtem Haar und vulgärer Aussprache auffielen.

Unsere Gruppe spaltete sich hier. Ein Teil zog es vor im wunderschönen Halle zu verweilen. Der Andere, zu dem meine Person gehörte, setzte sich in den nächsten Nahverkehrszug und ließ den Tag nochmals Revue passieren. Nach einer erhellenden Konversation über das Spiel HFC gegen Wismut Aue und die architektonischen Vorteile einer Umlandgemeinde von Halle/Saale wurde die Heimat schnell erreicht und der Tag war geschafft.

Erläuterung: Was das Ganze mit dem Spiel zu tun hat? Ehrlicherweise wenig. Aber fussballerisch war wenig los, die ernüchternde Fahrt muss auch verarbeitet werden. Alle anderen relevanten Ereignisse sind im Text irgendwie und irgendwo widergespiegelt. Nach schönen Wochen mit der nötigen Dosis Wismut Aue bin ich leider gezwungen die Kracher in Bad Muskau und gegen den 1.FCM auszulassen. Vielleicht geht es hoch zum Platz 11. Ansonsten wieder zur zweiten Pokalrunde gegen die Frankfurter Eintracht.


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