Donnerstag, 11. September 2014

06.09.2014 Dagenham & Redbridge FC - Northampton Town 0-2

League Two (4.Liga England) - Victoria Road - 2186 Zuschauer davon 552 Gäste

Für den Fussball unterwegs wird International! Meinen London-Urlaub konnte ich gut nutzen um in die Tiefen des englischen Fussballs einzudringen. Problem war die stattfindende Länderspielpause. Da das eigentlich anvisierte Spiel von Leyton Orient ausfiel, blieb im Raum London noch Dagenham & Redbridge FC. Ein kleiner Vorortverein mit dem meinen größten Berührungspunkte bisher beim Fussballmanager lagen. Meine Freundin konnte ich auch überreden sich das Spektakel anzusehen, am Ende gefiel es ihr auch recht gut.

Also ging es mit der District Line in den Osten der englischen Metropole. Je weiter man aus der City rauskam, desto finsterer wurden die Gegenden. Gerade um West Ham können die Wohngebiete nur wohlwollend als Arbeitersiedlungen bezeichnet werden. Von der Haltestelle in Dagenham ging es noch ca. 500 Meter Richtung Victoria Road. 

Zu meinem Vergnügen waren etwa 50 Away-Supporter mit im Zug. Unterschiede zu Deutschland waren nicht zu erkennen. Biertrinkend und gröhlend zogen sie zum Stadion. Vor dem Stadion schauten wir uns kurz im kleinen Fanshop um, für 18 Pfund kann man sich dann im Stadion einfinden. Wir wählten die Haupttribüne für 21 Pfund, also umgerechnet knapp 25 Euro.  


Das Stadion ist typisch englisch, man sieht es erst, wenn man kurz davor steht. Eine besitzschalte Haupttribüne, eine moderne Hintertortribüne auf der es sich die Gäste gemütlich machten. Die andere Hintertorseite ist eine kleine Stehtribüne. Prunkstück für mich die überdachte Stehtribüne auf der Gegengerade.



Northampton mit etwas über 500 Zuschauern mit recht großem Anhang für die Liga unterwegs. Zieht man die Gästeanzahl ab, ist man beim normalen Zuschauerschnitt von Dagenham. Aber dieser reicht aus, um dem Stadion einen vollen Anschein zu geben, trotz einer Gesamtkapazität von 6078 Plätzen. Die Eröffnung des Stadions fand bereits im Jahre 1917 statt.




Spielerisch sah man dynamischen, englischen Fussball. Mit viel Kampf und Leidenschaft. Besonders zu gefallen wusste auf Seite von Northampton Chris Hackett. Ein erfahrener Spieler der bereits über 100 Spiele für Millwall bestritt. Jedenfalls war der Gast in der ersten Hälfte überlegen. Kam recht schnell zu einer 2-0 Führung und spulte dann routiniert sein Programm runter. Im zweiten Abschnitt kam Dagenham besser auf, zwingenden Chancen wurden allerdings nicht erarbeitet. 


Für mich als Fussballpurist war das ein eintauchen in eine andere Welt. Keine gesponsorten Einwechslungen, Eckbälle oder Abseitspfiffe. Zur Halbzeit wurden die Spielstände durchgegeben, dazu schicke englische Musik, weiterhin noch die manngenaue Zuschauerzahl inklusive Anzahl der Gäste. Apropos Gäste, von diesen 552 versuchten sich knapp 60 dauerhaft in Schlachtrufen und Gesängen und blieben die gesamte Spieldauer am oberen Ende der Tribüne stehen. Der Spielstand in der ersten Hälfte machte es ihnen leichter, in der 2.Halbzeit hörte man leider nur noch wenig.

Von Dagenham hörte man gar nichts, nur einige einzelne Reinrufe, die die Daggers auf Kurs bringen sollten. Die Spieler konnten das auch sicher hören, da man extrem nah dran ist. Erstaunlich für mich war, dass sich viele Besucher bereits 10 Minuten vor Schluss auf den Heimweg machten. Mit Abpfiff war dann keiner mehr auf den Plätzen, so eine rasante Stadionleerung habe ich bisher noch nicht erlebt.

Übrigens gibt es sie noch, die Hooligans auf dem Weg zur U-Bahn-Station lauerten knapp 15 finstere Gestalten auf die Gäste, welche ohne Polizeibegleitung abreisten, inklusive eines Fanbusses. Letzlich kann aber nicht viel passiert sein, einige Minuten nach uns kamen die Northampton-Fans mit Zaunfahne unter dem Arm in die U-Bahn. Also alles ganz harmlos.

Übrigens gab es im Stadion keinen Alkohol zu erwerben. Der gemeine Fan tröstete sich mit Fanta und wahlweise Burger, Hot Dog oder englischem Steak Pie über die 90 Minuten. Als ich nach Spiel auch daran teilhaben wollte, hatte der Stand leider schon geschlossen.

Für mich ein überaus gelungener Ausflug, ganz anders als die glatte Premier League-Fassade. Solche Auslandsreisen sollte man tatsächlich öfter machen. Fenweh ist schon wieder da, morgen geht es erstmal ins Hessische, Samstag dann die ersten Punkte für Wismut Aue.





Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen